Holz mit Leinölfirnis behandeln: Übersicht, Ratgeber & Anleitung
Wie Sie am Beitragsbild erkennen können, dreht sich in diesem Beitrag alles um Leinölfirnis. Das, was in diesem Bild auch zu erkennen ist, ist die Tatsache, dass es sich dabei im ein „Sikkativiertes Leinöl“ handelt. Was das genau ist, wie es sich von natürlichem Leinöl abgrenzt und wie Sie Holz mit Leinölfirnis behandeln, erfahren Sie auf dieser Seite. Zudem beantworte ich im letzten Abschnitt wesentliche Fragen zu diesem Holzschutzmittel.
Was ist Leinölfirnis und wie wird es hergestellt?
Leinölfirnis* ist zu allererst – im Gegensatz zu vielen anderen Produkten – ein relativ umweltschonender Holzschutz. Hergestellt wird es aus Leinölfirnis aus dem Leinöl. Dieses wiederum entsteht aus den Samen der Lein-Gattung, wie beispielsweise dem Flachs.
Die Leinölfirnis selbst ist – etwas laienhaft beschrieben – gekochtes Leinöl, dem Trocknungszusätze (Sikkative) und weitere Zusatzstoffe beigemengt werden. Das ist auch gleichzeitig der große Vorteil: Leinölfirnis trocknet deutlich schneller aus als reines Leinöl.
Ist Leinölfirnis ausgehärtet, bildet es auf der Holzoberfläche eine Schutzschichte. Diese wird als „Firnis“ bezeichnet. Der Begriff Firnis leitet sich wiederum aus dem Französischen „vernis“ ab und bedeutet so viel wie „Lack“. Auch daran erkennt man, dass es sich bei einer Firnis um einen Deckschichtbildner handelt – ganz im Gegensatz zu reinem Leinöl.
Verwendet wird die Firnis für Hölzer im Innen- und im Außenbereich. Sie ist eher leicht-zähflüssig und gelblich (ähnlich wie Honig).
Von seinen Eigenschaften her könnte man Leinölfirnis auch in einem Punkt mit Hartwachsöl gleichsetzen: Beide ziehen in das Holz ein und bilden eine Schicht an der Oberfläche.
Wie grenzt es sich zu reinem Leinöl ab und wo liegen die Gemeinsamkeiten?
Als erster großer Unterschied ist die Trocknungszeit zu nennen: Während Leinöl tief in das Holz einzieht (es ist nicht so zähflüssig), dringt Leinölfirnis* nicht ganz so tief ein. Dadurch läuft aber die Aushärtung, also der Oxidationsprozess, deutlich schneller ab. Die Trocknungszeit von Leinöl beträgt etwa 10 bis 14 Tage, Leinölfirnis ist nach rund 24 Stunden trocken und die Oberfläche nutzbar (bis zur Endaushärtung kann es aber auch noch einige Tage bis Wochen dauern).
Wie oben bereits angedeutet, ist Leinölfirnis deutlich zähflüssiger als reines Leinöl. Dies bringt leichte Unterschiede in der Verarbeitung und beim Auftragen mit sich.
Letztendlich ist auch die Art und Weise, wie das Holz geschützt wird, bei beiden Mitteln etwas anders: Leinöl bietet einen guten Schutz gegen Feuchtigkeit, bildet aber lediglich eine ganz geringe Schutzschichte (die Firnis) an der Oberfläche aus. Bei Leinölfirnis ist das nicht so – hier bildet sich schon frühzeitig eine Deckschichte, die auch vor mechanischen Beschädigungen schützt.
Beiden Mitteln gleich ist aber, dass sie punkto Umweltschutz meiner Ansicht nach die besseren Alternativen zu vielen Lacken oder Lasuren darstellen. Zudem sättigen Sie das Holz gut und bieten dadurch einen hohen Feuchtigkeitsschutz. Auch das schnelle Austrocknen des Holzes wird sowohl durch Leinöl als auch durch Leinölfirnis unterbunden.
So streichen Sie Holz mit Leinölfirnis
In den folgenden Absätzen erkläre ich, was Sie brauchen, um eine Holzoberfläche mit Leinölfirnis zu streichen und wie Sie dabei vorgehen. Hier erfahren Sie überdies noch mehr über das Holz ölen.
Das brauchen Sie
- Leinölfirnis*
- Glasbehältnis zum Einfüllen der Leinölfirnis
- Einen geeigneten Pinsel oder eine Rolle zum Auftragen des Öls
- Schleifpapier unterschiedlicher Körnungen (z.B. 100er/120er und 180er/220er)
- Baumwolltuch (sauber und fusselfrei)
- Optional eine Gummirakel zum Abziehen des Öl (kann man aber auch mit dem Baumwolltuch machen)
- Staubsauger oder Besen, um den Schleifstaub zu entfernen
Schritt 1: Das Vorbereiten der Holzoberfläche
Bevor Sie starten sollten Sie die Holzoberfläche reinigen bzw. anschleifen. Das sollten Sie generell machen, nicht nur, wenn Sie mit Leinölfirnis arbeiten. (Hier ein mögliches Set an Schleifpapieren*, das ich auch immer zu Hause verwende).
Der Sinn dahinter ist, dass das Holz gänzlich sauber ist und auch einen guten Haftgrund bietet. Ich verwende dazu erst ein grobes Schleifpapier und danach ein feines. Sind die Holzflächen sehr groß, schadet es natürlich nicht, mit einer Maschine zu schleifen.
Sie haben hier beispielsweise die Möglichkeit auf einen Winkelschleifer mit entsprechendem Aufsatz, einen Bandschleifer oder einen Exzenterschleifer zurück zu greifen.
Arbeiten Sie sich immer von grob zu fein vor und schleifen Sie das Holz unbedingt in Maserrichtung. Anderenfalls riskieren Sie Kratzer im Holz, die später zu sehen sind.
Nach dem Schleifen säubern Sie die Oberfläche wirklich gut. Schleifstaub und Öl vertragen sich gar nicht und daher bitte immer schön sauber halten.
Schritt 2: Die Leinölfirnis als Grundierung auftragen (optional)
Nun, dieser Schritt muss meiner Ansicht nach nicht unbedingt sein aber verkehrt ist er auch nicht. Wie weiter oben erklärt, ist Leinölfirnis etwas zähflüssiger und dringt daher nicht so tief in die Poren des Holzes ein, wie andere Holzschutzmittel oder Grundierungen.
Wenn Sie dennoch einen umfangreichen und tiefenwirksamen Holzschutz haben möchten (vor allem für außen interessant), können Sie die Leinölfirnis* verdünnen und quasi als Grundierung auftragen. Durch dieses Verdünnen zieht sie tiefer in das Holz ein und bietet einen optimalen Sättigungsgrad und Feuchteschutz.
Am besten ist es, Sie verdünnen die Leinölfirnis im Verhältnis 1:1 mit Terpentin bzw. Terpentinersatz. Es handelt sich dann um ein sogenanntes „Halböl“. Sehr genau bekommen Sie das hin, wenn Sie erst Leinölfirnis in ein Glasgefäß füllen und dieses auf eine Küchenwaage stellen. Danach leeren Sie die gleiche Menge Terpentin oder Terpentinersatz dazu.
Tragen Sie danach das Gemisch mit einem Pinsel auf, bis das Holz gut gesättigt ist. Nach kurzer Trocknungszeit entnehmen Sie das überschüssige Öl/Terpentin Gemisch mit einem Baumwolltuch oder der Gummirakel. Lassen Sie nun alles gut trocknen.
Das Baumwolltuch waschen sie sofort aus und breiten es zum Trocknen aus. Es besteht ansonsten Selbstentzündungsgefahr.
Schritt 3: Die Leinölfirnis auftragen
Wenn alles gut getrocknet ist (das kann schon 24 bis 48 Stunden dauern und ist je nach Produkt unterschiedlich), tragen Sie das eigentliche Leinöl auf – diesmal aber unverdünnt.
Gehen Sie dabei so vor, wie bei Schritt 2, nur mit dem Unterschied, dass Sie nicht mehr die Menge auftragen. Das Holz ist nämlich nun gut gesättigt und dann nicht mehr so viel Öl aufnehmen, wie beim vorhergehenden Schritt.
Nach kurzer Wartezeit entnehmen Sie erneut das überschüssige Öl von der Oberfläche. Achten Sie darauf, dass Sie keine Leinölfirnis* „stehen lassen“. Das kann später klebrige Stellen hervorrufen.
Nun sind Sie an und für sich fertig. Sie müssen jetzt nur noch warten, bis die Leinölfirnis ausgehärtet ist.
Bis zur absoluten Endaushärtung können mehrere Wochen vergehen. Wenn Sie daher einen Boden mit Leinölfirnis behandelt haben, sollten Sie Möbelstücke und Teppiche erst nach rund zwei- bis drei Wochen daraufstellen bzw. darauflegen.
Sie können nun auch mehrere Schichten der Leinölfirnis auftragen. Ich persönlich denke aber, dass in den meisten Fällen der zweimalige Auftrag ausreicht. Entweder einmal verdünnt als Grundierung und einmal normal oder zwei normale Aufträge.
Nach Gebrauch reinigen Sie am besten immer das Baumwolltuch aber auch den Pinsel gleich sauber und ordentlich.
Leinölfirnis im Außenbereich verwenden?
Natürlich kann man dieses Holzschutzmittel auch im Außenbereich verwenden. Diesfalls würde ich aber auf alle Fälle eine mit Terpentin oder Terpentinersatz verdünnte Leinölfirnis als erste Schichte auftragen.
Der Grund ist, dass durch hohe Bewitterung auch ein guter Feuchteschutz von Nöten ist, der in erster Linie durch die Holzsättigung mit dem Leinöl erreicht wird. Die Verdünnung bewirkt, wie oben angedeutet, dass die Tiefenwirkung verbessert ist und der Schutz gegen eindringendes Wasser erhöht wird.
Außerdem würde ich für den Außenbereich auch insgesamt drei Schichtaufträge bevorzugen, anstatt lediglich zwei Aufträge.
Alternativ dazu können Sie auch den Erstauftrag mit normalem Leinöl machen (zieht tief ein) und die Aufträge 2 und 3 mit der Leinölfirnis vornehmen.
Beachten Sie auch, dass im Außenbereich ein stetes erneuern des Holzschutzes sehr wichtig ist. Bei extrem bewitterten Flächen kann dies bedeuten, dass Sie es jährlich einölen müssen. Wollen Sie das nicht, sollten Sie sich nach einem anderen und längerfristigen Holzschutz umsehen.
FAQs zur Leinölfirnis
Zum Abschluss habe ich noch ein paar wichtige Fragen im Zusammenhang mit dem Behandeln von Holz mit Leinölfirnis beantwortet:
Wie lange sollte Leinölfirnis trocknen?
Leinölfirnis* sollte nach wenigen Minuten bis eine halbe Stunde nach dem Auftragen von der Oberfläche entnommen werden. Details dazu verrät meistens die Beschreibung des jeweiligen Produkts.
Bis ein Begehen/Berühren der Oberfläche möglich ist, braucht es in der Regel rund 24 bis 48 Stunden.
Bis eine vollständige Aushärtung erfolgt ist, vergehen meist etwa zwei- bis vier Wochen.
Wie lang ist Leinölfirnis haltbar?
Normalerweise ist Leinölfirnis sehr lange haltbar – über Jahre hinweg. Wichtig ist dabei, dass Sie (am besten im Originalbehältnis) aufbewahrt werden und es keinen Temperaturextremen ausgesetzt ist.
Sehr kleine Mengen werden am besten so aufbewahrt, dass so wenig Luft wie möglich dazu kann, um einer Hautbildung vorzubeugen. Gegebenenfalls sollten Sie daher Kleinstmengen umfüllen.
Wie oft sollte man Leinölfirnis auftragen?
Wie oben angedeutet, gibt es dazu keine festen Vorgaben. Wenn nichts in der Produktbeschreibung steht, würde ich so vorgehen:
- Auftrag Innen: Zweimal (einmal verdünnt, einmal unverdünnt oder zweimal unverdünnt)
- Auftrag Außen: Dreimal (einmal verdünnt , zweimal unverdünnt oder einmal mit Leinöl und dann zweimal mit Leinölfirnis)
Stimmt es, dass bei Leinölfirnis die Gefahr der Selbstentzündung besteht?
Ja, das ist richtig. Vor allem wenn man Leinölfirnis* mit Terpentin oder Terpentinersatz verdünnt, kann es sein, dass sich der Baumwolllappen, mit dem es abgewischt wurde, selbst entzündet. Aber auch reines Leinölfirnis hat diese Eigenschaft.
Die besten Maßnahmen dagegen: Lappen gleich nach Gebrauch gut abwaschen und zum Trocknen ins Freie hängen. Aufbewahrung am besten in einer Metallbox.
Holz mit Leinölfirnis behandeln – Fazit
Leinölfirnis* ist meiner Meinung nach ein sehr feines Produkt, mit dem man Holz und Holzoberflächen gut behandeln und schützen kann. Es bildet eine Schicht, allerdings bleiben Struktur und Maserung des Holzes sichtbar.
Bei guter Vorbereitung und allfälliger Verdünnung zieht es zudem tief in das Holz ein und schützt es optimal von innen heraus. Beachten Sie aber, dass es – vor allem im Außenbereich – regelmäßig einer Erneuerung der Schutzschichte bedarf, vor allem dann, wenn das Holz ständig und oft der Witterung ausgesetzt ist.
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Letzte Aktualisierung: 2025-01-14, Bilder von amazon.de