MDF Platten lackieren: Alles, was Sie darüber wissen sollten
Bei sogenannten mitteldichten Holzfaserplatten (kurz MDF) handelt es sich um einen sehr vielseitigen Werkstoff, der in der Bauwirtschaft aber auch beim Möbelbau recht gerne eingesetzt wird. Solche Platten bestehen nicht nur aus Holz, sondern stellen einen Verbundwerkstoff dar. In diesem Artikel dreht sich alles um das Lackieren von MDF Platten, wie Sie es anstellen und auf was Sie zu achten haben.
Was sind MDF Platten und wie sehen sie aus?
Wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei MDF Platten um einen Verbundwerkstoff, verschiedener Komponenten:
- Holz (rund 80%) – hauptsächlich Kiefer, Fichte oder Buche
- Leim bzw. Klebemittel (rund 10%)
- Zusatzstoffe (rund 2%)
- Wasser (rund 8%)
An Dicken sind solche Platten von etwa 2 mm bis 60 mm erhältlich, die Dichte beträgt von rund 600 kg/m² bis hin zu 1.000 kg/m². Die Zusatzstoffe und Zusammensetzungen variieren je nach dem benötigten Verwendungszweck, liegen aber in etwa bei den Werten, die ich oben in der Klammer angegeben habe.
Da es sich um kein Vollholz handelt, ist die Festigkeit solcher Platten wesentlich geringer als bei der Nutzung von Vollholzplatten. Die Quell- und Schwindeigenschaften sind in der Regel in alle Richtungen so einer Platte gleich.
Der Schutz solcher Platten vor Feuchtigkeit ist wichtig, da diese bei Feuchtigkeitsaufnahme aufquellen, also hygroskopische Eigenschaften besitzen.
Die wesentlichen Vorteile von MDF Platten sind aus meiner Sicht:
- Geringes Gewicht
- Leicht zu bearbeiten
- Relativ preiswert
- Feine Oberfläche
Um eine MDF Platte zu schützen bzw. optisch aufzuwerten, steht Ihnen als Oberflächenbeschichtung der Lack* zur Verfügung, um den es sich in diesem Beitrag auch dreht:
Welche Grundierung bzw. welcher Lack ist für MDF Platten geeignet?
Nun, generell können Sie aus meiner Sicht fast jede Grundierung und fast jeden Lack für die Behandlung einer MDF Platte heranziehen. Es gibt aber ein paar Dinge, die Sie speziell bei diesem Holzwerkstoff beachten sollten:
Eine MDF Platte ist empfindlich gegen Feuchtigkeit, weil diese aufquillt, wenn Sie zu viel davon abbekommt. Daher sollte die Grundierung nicht so viel Wasser abgeben. Eine herkömmliche Grundierung kann da schon zu viel des Guten sein. Ich habe das weiter unten aber ausprobiert und es hat an und für sich sehr gut funktioniert.
Was meiner Ansicht nach ziemlich gut funktioniert, ist ein Isoliergrund*. Dieser verschließt die Poren und bietet einen guten Haftgrund für den späteren Lack. Es gibt ihn üblicher Weise in weiß oder schwarz. Je nachdem, wie später lackiert wird, sollten Sie auch den Isoliergrund auswählen. Bei dunklem braun (so wie ich es unten auch probiert habe, empfiehlt sich eher ein dunkler Isoliergrund – mehr dazu aber auch weiter unten).
Puncto Lack können Sie einen ganz normalen Lack auf Wasserbasis* oder Lösungsmittelbasis verwenden, wobei ich dazu tendiere, erstere zu nutzen. Diese riechen kaum, sind in der Regel nachhaltiger und umweltfreundlich sowie für Innenräume bestens geeignet. Da MDF Platten (aufgrund der Feuchteempfindlichkeit) meist Innen zur Anwendung kommen, decken Sie damit auch das gut ab.
Um den Buntlack (Decklack) noch besser zu schützen, tendieren Profis oft dazu, diesen Wasserlack mit einem Klarlack überzulackieren.
MDF Platten lackieren – eine Schritt für Schritt Anleitung
Ich selbst habe in den folgenden Absätzen beschrieben, wie ich eine MDF Platte lackiert habe. Dazu habe ich zwei etwa 30 x 30 cm große Flächen einer größeren Platte angestrichen. Ich habe das auf zwei verschiedene Arten probiert – lesen Sie selbst:
Benötigtes Material zum Lackieren von MDF Platten
Der Materialeinsatz war überschaubar:
- MDF-Platte
- Kreppband zum Abkleben
- Pinsel* mit synthetischen Borsten (weil ich nur Holzschutzmittel auf Wasserbasis verwendet habe)
- Isoliergrund*
- Herkömmliche Grundierung
- Buntlack in dunkelbraun
- Schleifpapier* Körnung 120
- Schleifpapier Körnung 180
- Schleifklotz
- Staubsauger oder Tuch zum Entfernen des Schleifstaubs
- Gefäß mit Wasser
Schritt 1: Reinigen und Schleifen der Oberfläche
Wie fast immer ist der erste Schritt das Reinigen und Schleifen der Oberfläche. Handelt es sich um Schmutz oder Fett sollten sie die Holzfläche einmal mit einem Stausauger absaugen. Danach empfiehlt es sich auch, diese mit einem Reinigungstuch ganz leicht feucht abzuwischen.
Wenn die Platte bereits benutzt wurde, empfiehlt es sich zudem, mit einem Entfettungsmittel drüber zu gehen. Fettflecken, die alleine durch das oftmalige Berühren der Platte entstanden sind, sind beim Lackieren nicht förderlich. Überhaupt empfehle ich zum Lackieren einfach eine neue Platte zu nehmen.
Ich selbst musst die Platte nicht reinigen, weil es eine neue war. Abgeschliffen habe ich diese aber in den beiden Bereichen, die ich lackiert habe, dennoch – und zwar mit einem mittelfeinen Schleifpapier* der Körnung 120.
Anders, als bei normalem Holz ist das Schleifen der Hauptfläche hier aber nicht so von Bedeutung. MDF Platten sind in der Regel eben und haben auch keine Fasern, die sich aufstellen können. Eines ist aber dennoch nicht unwichtig: Brechen Sie die Kanten vor dem Lackieren. Das bedeutet, dass Sie diese mit dem Schleifpapier abschleifen, sodass eine kleine, nicht sichtbare Schräge entsteht. So haftet der Lack* besser und die Kanten können nicht so leicht abgeschlagen werden.
Die schmalen Seiten der Platte sollten Sie aber jedenfalls abschleifen. Hier stehen oft Grate weg oder es gibt andere Unebenheiten. Hier macht es also definitiv Sinn.
Schritt 2: Grundieren (auf zwei Arten)
Ich habe, wie oben angedeutet, das Grundieren auf zwei Arten ausprobiert. Einmal mit einer herkömmlichen Grundierung* die man auch für außen verwenden kann und einmal mit einem Isoliergrund.
Der Isoliergrund verschließt die Poren viel besser und wird daher oft auch als Sperrgrund bezeichnet. Im Nachhinein betrachtet wäre es wohl besser gewesen, ich hätte einen dunklen verwendet. Der weiße unter dem dunkelbraunen Lack ist etwas problematisch.
Wie auch immer – ich habe zwei kleinere Flächen mit Krepppapier abgeklebt und danach (siehe Bild unten) die jeweilige Grundierung aufgetragen:
Man sieht es gleich beim Auftragen: Der Imprägnier-Grund zieht in die MDF Platte ein, während der Isoliergrund* eine Sperrschichte bildet. Das Einziehen des Anstrichmittels ist nicht unbedingt empfehlenswert, weil die Platten unter Feuchtigkeitszunahme aufquellen.
Passiert ist zwar konkret nichts aber ich empfehle bei geeigneten Alternativen eine Grundierung zu wählen, die nicht einzieht und auch nicht zulässt, dass später der Lack einziehen kann. Das kann meiner Ansicht nach nur ein Sperr- bzw. Isoliergrund leisten. Hier erfahren Sie übrigens mehr über Grundierungen für Holz.
Nach dem Grundieren habe ich die Anstriche trocknen lassen, und zwar so lange, wie auf den Dosen angegeben ist: Länger brauchte der Imprägnier-Grund zum Trocknen (16 Stunden). Erst danach habe ich mit Schritt 3 fortgesetzt:
Schritt 3: Zwischenschliff und erste Lackschichte
Als nächstes habe ich die trockene Grundierung abgeschliffen. Dazu habe ich ein Schleifpapier* feiner Körnungen (180 bis 220) benutzt. Ziel dieser Aktion ist es nicht, die Grundierung wieder wegzunehmen sondern etwas anzuschleifen, um einen guten Haftgrund für die nachfolgende Lackschichte zu erhalten. Vor dem Auftragen des Lacks habe ich dann noch den Schleifstaub entfernt.
Und dann konnte es auch schon losgehen: Mit einem Pinsel mit synthetischen Borsten (wegen der Nutzung von Wasserlack – Details finden Sie hier: Pinselborsten Material) habe ich den Lack aufgetragen.
Ich habe dabei die übliche Technik des Verschlichtens angewendet. Eines ist hier aber auch offenkundig geworden: Der weiße Isoliergrund unter dem Lack hat viel mehr durchgeschlagen als die herkömmliche Grundierung (im Bild oben). Das liegt daran, dass der weiße Grund natürlich farblich viel mehr zur Geltung kommt, als der farblose Imprägnier-Grund.
In so einem Fall ist es besser, den Isoliergrund farblich auch an den nachfolgenden Lack anzupassen. Sehen Sie sich also am besten nach einem dunklen Isoliergrund um, wenn Sie danach einen dunklen Lack aufbringen wollen.
Im Anschluss daran habe ich die erste Lackschichte komplett trocknen lassen. Daran habe ich mich natürlich an die Angaben auf der Lackdose gehalten und sechs Stunden (Angabe für die Zwischentrocknungszeit) gewertet, bevor ich die zweite Lackschichte aufgetragen habe:
Schritt 4: Zweite Lackschichte und Endtrocknung
Optional können Sie auch die erste Lackschichte nach der Trocknung mit einem feinen Schleifpapier* abschleifen. Darauf habe ich dieses Mal verzichtet. Ich habe den zweiten Lackauftrag an und für sich genau gleich, wie den ersten vorgenommen:
Erst die Ecken und Kanten bestrichen und mich dann zu den größeren Flächen vorgearbeitet. Auch diese Schicht habe ich verschlichtet – also erst in eine Richtung, dann quer dazu und dann wieder in der ursprünglichen Richtung nass in nass gearbeitet.
Nach der endgültigen Trocknung habe ich auch noch das Krepppapier abgenommen. Auch das hat wunderbar funktioniert, wie Sie im nachfolgenden Bild sehen können. In diesem Bild sehen Sie übrigens den Lack auf dem Isoliergrund. Auch hier ist die Deckkraft nun gut, könnte aber auch eine Spur besser sein:
Auf den aller letzten (und optionalen ) Schritt habe ich verzichtet aber er ist in manchen Fällen eine Überlegung wert:
Um verschieden Effekte auf der Oberfläche zu erzielen (wie zum Beispiel einen Hochglanzeffekt), könnten Sie nach dem Trocknen der zweiten Lackschichte beispielsweise mit einem Hochglanz-Klarlack auf Wasserbasis überlackieren. Sie schützen damit den Buntlack und erhalten eine Tip-Top Oberfläche.
An dieser Stelle möchte ich auch auf meinen Hauptartikel zum Holz lackieren verweisen. Hier finden Sie auch weitere, nützliche Tipps.
MDF Platten lackieren – Fazit
Das Lackieren von MDF Platten unterscheidet sich zwar etwas von einer herkömmlichen Holzoberfläche ist aber dennoch nicht schwierig. Beachten Sie, dass die Grundierung in erster Linie die Poren füllen sollte und einen Feuchtigkeitseintrag verhindern soll. Dazu eignet sich Isolier- bzw. Sperrgrund. Dieser sollte aber auch farblich auf den Lack* abgestimmt werden.
Das Lackieren selbst erfolgt in der Regel so, wie das bei Holzoberflächen auch der Fall ist. Verwenden Sie immer die richtigen Pinsel und schauen Sie wenn möglich darauf, dass Sie in einer Produktlinie blieben. Vermischen Sie jedenfalls nie Produkte auf Wasserbasis und auf Lösungsmittelbasis.
Als optimales Finish können Sie die Buntlackschichten auch mit Klarlack überstreichen, um gewisse Effekte hervorzurufen (zum Beispiel: Hochglanz, seidenmatt, etc.)
Sehen Sie sich hier zum Abschluss den aktuellen Bestseller unter den Wasserlacken für Holz bei Amazon an:
- Schichtbildende Dokorationslackierung von maßhaltigen Holzbauteilen im Innen- und Außenbereich
Letzte Aktualisierung: 2024-11-07, Bilder von amazon.de