Hartwachsöl: Tipps zur nachhaltigen Behandlung von Holzoberflächen
Speziell bei Fußböden im Innenbereich kann das Aufbringen eines Öls eine gute Möglichkeit sein, hohe optische Ansprüche und guten Holzschutz zu verbinden. Manchmal gehen aber auch andere Anforderungen damit einher, wie beispielsweise der Schutz vor Feuchtigkeit und mechanischen Beschädigungen. Eine Lösung, die Vieles unter einen Hut bringt, ist das Hartwachsöl. Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie es aufbringen, entfernen und verarbeiten. Hier habe ich auch generelle Infos zum Ölen von Holz für Sie.
Das ist Hartwachsöl und diese Vorteile bringt es mit sich
Wie bereits aus dem Namen des Produkts hervorgeht, handelt es sich dabei um ein Mittel, das hauptsächlich aus Öl- und Wachsanteilen besteht. In der Regel handelt es sich dabei um ein natürliches Produkt, dass aus Harzen, Ölen und Fettsäuren zusammengesetzt ist. Außerdem handelt es sich beim Wachsteil in den meisten Fällen um das bekannte Carnaubawachs, das in Südamerika gewonnen wird.
Öfters ist auch ein Pigment enthalten, das zwar nicht giftig ist aber dennoch im Labor hergestellt wird: Titan-4-Oxyd. Hartwachsöl auf Lösungsmittelbasis enthält in den meisten Fällen weiters geringe Mengen an Ethanol (Alkohol) als Lösungsmittel.
Nicht jedes Hartwachsöl ist ein komplett natürliches Produkt. Zusatzmittel (Additive), Trocknungsmittel oder Paraffine sind auch manchmal Beigaben in diesem Holzschutzmittel. Ein Blick auf die Produktbeschreibung oder das Etikett sollten im Normalfall vor dem Kauf Klarheit verschaffen.
Für Innenräume empfehle ich, ein möglichst natürliches Produkt zu wählen, weil es nach dem Auftragen ansonsten zu unangenehmen Gerüchen kommen kann.
Vorteile von Hartwachsöl
Aber wo liegen jetzt eigentlich die Vorteile von Hartwachsöl? Dazu habe ich hier eine kleine Gegenüberstellung gemacht:
- Verbindet das gute zweier Welten (nämlich von Ölen und von Wachsen) miteinander
- Ein Produkt reicht für einen guten Holzschutz
- Höher mechanische Beanspruchung durch das Wachs
- Tiefenwirkung durch den Ölanteil bei Aufrechterhaltung der Atmungsaktivität des Holzes
- Einfach möglich, Schäden gut auszubessern
- Verursacht oftmals etwas höhere Kosten (vor allem die Spitzenprodukte).
- Punktuelle Hitze ist aufgrund des Wachsanteils nicht optimal
- Trocknung dauert in der Regel etwas
- Flüssigkeitsempfindlicher als manch andere Beschichtungen
Typische Anwendungsfälle von Hartwachsölen sind Holzfußböden sowie Möbel. Die Arbeitsplatte in der Küche jedoch nicht, weil diese hitzeempfindlich ist (hier eventuell ein spezielles Arbeitsplattenöl wählen). Hier lesen Sie übrigens weitere wichtige Aspekte zu diesem Thema: Holz ölen oder wachsen?
Carnaubawachs ist ein extrem hartes natürliches Wachs, das einen sehr hohen Schmelzpunkt (etwa 85°C) besitzt. Es bleibt daher auch bei Wärme in der Regel stabil. Nur punktuelle und extreme Hitze sind für dieses Wachs eine echte Herausforderung und Gefahr.
Holz mit Hartwachsöl behandeln – so tragen Sie es auf
In den folgenden Arbeitsschritten erkläre ich, wie Sie Hartwachsöl* am besten auftragen, schleifen und polieren – und zwar Schritt für Schritt. Beim falschen Auftrag haben Sie es vielleicht später mit Klebestellen oder hässlichen Rändern zu tun – das sollten Sie in jedem Fall vermeiden.
Schritt 1: Vorbereitungsarbeiten
Nun, dass die Holzoberfläche staub- und schmutzfrei sein sollte, ist soweit wahrscheinlich klar. Ein wichtige Aspekt ist aber auch das Schleifen: Sie sollten das Holz nämlich unbedingt anschleifen.
Dazu verwenden Sie ein Sand- bzw. Schleifpapier und arbeiten sich in aller Regel von grober zu feiner Körnung vor. Den Erstschliff könnten Sie zum Beispiel mit einer Körnung von 80 machen und danach einmal mit einer 120er Körnung nachschleifen.
Bevor Sie das Hartwachsöl* allerdings auftragen, müssen Sie darauf achten, dass die jeweilige Oberfläche trocken, schmutz- und staubfrei ist. Reinigen Sie diese nach dem Schleifvorgängen auf jeden Fall gründlich ab.
Richten Sie sich dann die richtigen Werkzeuge zum Auftragen zurecht. Das sind üblicher Weise:
- Weiche Pinsel (ein breiter für große Flächen und schmälere für kleine Flächen, Ecken, Kanten und Stirnseiten)
- Handschuhe (falls Sie welche tragen möchten)
- Schleifpapier für allfälliges Nachschleifen in unterschiedlichen Körnungen (grob, mittelgrob, fein)
- Saubere und fuselfreie Baumwolltücher
Achten Sie zudem, dass die Temperatur stimmt. Dazu lesen Sie sich am besten die Produktbeschreibung im Hinblick auf die empfohlene Verarbeitungstemperatur durch. In aller Regel sollte es werde zu kalt noch zu warm sein, um das Hartwachsöl* aufzutragen.
Einen extrem stark saugenden Untergrund können Sie vorher auch mit Hartöl grundieren, bevor Sie das Hartwachsöl auftragen.
Schritt 2: Das Auftragen und Nachbehandeln der ersten Schichte
Tragen Sie die erste Hartwachsöl-Schichte satt und dick auf, sodass sich eine Glanzschichte bildet. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob die Oberfläche mit Wasser bespritzt wurde (was natürlich nicht der Fall ist).
Am besten Sie streichen mit dem Pinsel oder einer Rolle in Maserrichtung des Holzes (genauso, wie Sie das beim Schleifen immer machen sollten). Besorgen Sie bei Fußböden dazu am besten auch eine Stange, auf die der Pinsel bzw. die Rolle montiert werden kann – ansonsten müssen Sie die ganze Zeit am Boden knien (siehe Video unten).
Nach dem Auftrag lassen Sie das Hartwachsöl* einziehen. Wenn es sich um einen Fußboden handelt, sollten Sie diesen nicht betreten – andere Stücke aus Holz bzw. Möbel sollten Sie jetzt nicht berühren. Warten Sie, bis sich matte Stellen bilden. Das kann je nach Produkt unterschiedlich lange dauern – in der Regel ist es nach 20 bis 40 Minuten soweit.
Nehmen Sie nun das überschüssige Öl mit einem sauberen Bauwolltuch ab, in dem Sie die Holzoberfläche damit abreiben. Auch hier sollten Sie mit dem Baumwolltuch entlang der Maserung des Holzes arbeiten.
Bei großen Flächen (das sind in aller Regel Fußböden) zahlt es sich möglicher Weise aus, dass Sie sich eine Poliermaschine mit einem entsprechenden Aufsatz ausleihen. Der Ankauf zahlt sich normaler Weise nicht aus. Sie sparen dadurch Zeit und Kraft.
Schritt 3: Das Auftragen und Nachbehandeln der zweiten Schichte
Bevor Sie eine zweite Schicht auftragen, lassen Sie die erste Schichte am besten 8 bis 12 Stunden oder solange trocknen, wie in der Produktbeschreibung angegeben wurde.
Stellen Sie fest, dass nach dem Trocknen der ersten Schichte die Oberfläche rau ist, sollten Sie noch einmal mit einem feinen Schleifpapier* drüber schleifen. Dazu eignet sich meiner Erfahrung nach eine Körnung von etwa 220.
Diese Rauigkeit rührt daher, dass sich beim Einölen die Fasern des Holzes aufstellen und dann eine raue Oberfläche bilden. Schleifen Sie diese Fasern weg, ist die Fläche optimal glatt. Das ist aber an und für sich nur eine optionale Maßnahme.
Die zweite Schichte tragen Sie an und für sich so auf, wie auch die erste, mit dem Unterschied, dass Sie nicht mehr so viel Öl benötigen werden. Das rührt daher, dass der Boden bereits beim ersten Durchgang gesättigt wurde und nicht mehr so viel Öl aufnehmen kann.
Nach einer kurzen Wartezeit nehmen Sie wieder überschüssiges Öl weg und lassen nun den Boden 24 Stunden trocknen, bevor Sie ihn begehen. Vor dem Einrichten und Legen eines Teppichs sollten rund 10 bis 14 Tage vergehen.
Hartwachsöl – für welches Holz verwenden?
In der Regel sind in Mitteleuropa einheimische Hölzer und Holzarten für die Behandlung mit Hartwachsöl* gut geeignet, vorausgesetzt, die Vorbearbeitung (Schleifen) wird gut erledigt und es befinden sich auch keine Altanstriche auf dem Holz – diese müssen Sie immer vorher entfernen.
Bei exotischen Hölzern (beispielsweise Tropenhölzern), kann es sein, dass das Hartölwachs kein geeigneter Holzschutz ist. Diese Holzarten beinhalten oft von Natur aus Öle und Inhaltsstoffe, die mit dem Holzschutzmittel reagieren können. Diesbezüglich sollten Sie sich vor dem Kauf eines Produkts in jedem Fall informieren.
Wie ich vorher bereits hingewiesen habe, ist die Behandlung der Küchenarbeitsplatte eher nicht zu empfehlen – zu groß ist die Gefahr, dass durch Hitzeeinwirkung beim Kochen oder Abstellen eines heißen Topfes etwas passiert.
Wie hoch sind die Kosten von Hartwachsölen?
Je nach Produkt und Inhalt sind die Preise recht unterschiedlich hoch. Die Literpreise bewegen sich in etwa bei 20 bis 30 Euro Damit kommen Sie in der Regel bei einmaligem Auftrag um die 20 bis 25 m² weit, bei zwei Aufträgen etwa halb so weit. Hier zwei meiner Ansicht nach gute Produkte:
Saicos Seidenmatt Premium Hartwachsöl (etwa 28 Euro pro Liter)
Das Saicos Hartwachsöl* ist optimal für eine offenporige Oberflächenbehandlung auf Basis natürlicher Rohstoffe (Öle und Wachse). Speziell für alle Arten von Holzfußböden (nach DIN 18356) sowie für Korkfußböden. Atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend. Reduziert Quellen und Schwinden des Holzes.
Besonders hohes Eindringvermögen ermöglicht eine lange Haltbarkeit. Schützt auf natürliche Weise, ist äußerst verschleißfest und widerstands-fähig. Ultramatte, matte, seidenmatte oder glänzende Oberfläche – je nach Wunsch – mit hoher Trittfestigkeit, wasser- und schmutzabweisend. Es kostet derzeit rund 28 Euro pro Liter.
OLI-NATURA Hartwachsöl (etwa 20 Euro pro Liter)
Das Hartwachsöl von OLI-Natura* ist ideal für alle gelaugten, unbehandelten, geschliffenen oder neuen Holzoberflächen geeignet. Ob für Holz- oder Gestellmöbel, Wandverkleidungen, Türen oder Küchenmöbel, Parkettfußböden oder Treppen – es erzeugt eine widerstandsfähige Holzoberfläche mit einer ausgezeichneten Beständigkeit gegenüber Haushaltschemikalien und Flüssigkeiten.
2017 verlieh die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) dem »OLI-NATURA Hartwachsöl« das Qualitätssiegel „Allergikerfreundlich Qualitätsgeprüft“. Es kostet derzeit rund 20 Euro pro Liter.
Hier ein Video zum Auftrag dieses Hartwachsöls
Fazit zum Hartwachsöl für Holz
Punkto Holzschutz im Innenbereich ist Hartwachsöl* meiner Ansicht nach eine Klasse Sache. Sie vereinen damit das Gute aus zwei Welten miteinander und schützen den Holzboden aber auch andere Holzoberflächen mit Tiefenwirkung bei gleichzeitigem Schutz gegen Abrieb an der Oberfläche.
Eines muss klar sein: Ewig hält auch die beste Schicht aus Hartwachsölen nicht. Es bedarf einer regelmäßigen Auffrischung und Erneuerung des Holzschutzes. Je nach Belastung der Oberfläche kann das alle paar Jahre einmal erforderlich werden oder sogar öfters.
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- Zur Behandlung von Holz-Böden, Kork-Böden und OSB-Fußböden, Treppen, Türen, Arbeitsplatten und Möbel
Letzte Aktualisierung: 2024-11-09, Bilder von amazon.de