Spanplatten grundieren: Saugfähigkeit vermindern und ausgleichen
Eines der beliebtesten Materialien für den Innenausbau eines Hauses oder einer Wohnung sind Spanplatten. Kein Wunder – sie gelten als preiswert, flexibel und leicht in Gewicht und Handhabung. Nach dem Einbau ergibt sich aber schnell einmal die Frage nach dem Anstrich und wie dieser am besten zu bewerkstelligen ist. In diesem Artikel möchte ich daher der Frage nachgehen, warum und wie Sie Spanplatten grundieren sollten, was das für Auswirkungen auf den späteren Anstrich hat und welche Produkte aus meiner Sicht zu empfehlen sind.
Was sind Spanplatten und woraus bestehen sie?
Spanplatten gelten als Holzspanwerkstoffe. Dabei werden feine Holzteilchen (die Späne) und Bindemittel vermischt und gepresst (den genauen Fertigungsprozess möchte ich an dieser Stelle nicht erörtern). Man unterscheidet in:
- Strangpressplatten
- Flachpressplatten
- Langpressspanplatten (dazu zählt die OSB Platte, über die ich hier bereits geschrieben habe: OSB Platten grundieren).
Die wahrscheinlich bekannteste der Typen ist die Flachpressplatte. Diese besteht (zumindest in den äußeren Schichten) aus sehr feinen Spänen und eignet sich daher sehr gut zum Bau von Möbeln und dekorativen Zwecken.
Spanplatten können auch in Nassräumen verwendet, tapeziert und mit Fliesen versehen werden. Dazu müssen Sie sich aber vor dem Kauf genau erkundigen, ob das ausgesuchte Modell diese Möglichkeiten auch zulässt. So haben Sie bei Feuchträumen zum Beispiel den Plattentyp P3 (statisch nicht relevanter Bauteil) oder P5 (statisch relevanter Bauteil) einzusetzen. Welcher Spanplattentyp wo verbaut werden darf, regelt übrigens die DIN EN 312-1.
Aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen Holzspanwerkstoff handelt, ist die Festigkeit und Stabilität in der Regel nicht mit der von Vollholz vergleichbar. Durch das Aufheben des üblichen Holzverbundes sind jedoch Quellen und Schwinden nahezu überall auf der einzelnen Platte und in jede Richtung identisch.
Muss man Spanplatten vor dem Streichen grundieren?
Eine Holzgrundierung ist vor dem Streichen von Spanplatten eine wichtige Sache. Warum? Weil die Spanplatte ziemlich viel saugt. Würden Sie gleich eine Farbe auftragen, saugt sich diese erst einmal ins Innere und das meist unregelmäßig. Eine Grundierung erfüllt damit drei Dinge:
- Verhindert, dass die Spanplatte die Farbe zu sehr aufnimmt.
- Gleicht die Saugfähigkeit der Spanplatte aus.
- Sorgt für einen guten Haftgrund für den nachfolgenden Anstrich.
Ohne Grundierung wäre das Endergebnis nicht optimal und es besteht die Gefahr, dass eine ungleichmäßige Oberfläche entsteht.
Weitere Maßnahmen vor dem Streichen sind überdies das Spachteln von eventuell unebenen Stellen und Stößen sowie das Schließen von Anschlussfugen mit Acryl. Dazu möchte ich aber in diesem Beitrag über das Grundieren von Spanplatten nicht im Detail nicht eingehen.
Welche Grundierung für Spanplatten verwenden?
Mögliche Grundierungen für Spanplatten sind der Imprägniergrund, der Tiefengrund, der Haftgrund oder der Isoliergrund (oder ein kombiniertes Produkt). Außerdem sind viele Grundierungen auf Acrylbasis für saugende Untergründe möglich. Das Verwenden von Grundierungen auf Lösemittelbasis halte ich für fragwürdig, das Spanplatten meist im Innenausbau und Möbelbau verwendet werden.
Tiefen- und Haftgrund
Eine meiner Ansicht nach gute Grundierung ist dieser Tief- und Haftgrund* für Innen- und Außen. Der Tiefgrund wirkt als Haftbrücke für saugende und porenoffene Untergründe.
Die Einsatzgebiete sind vielfältig und umfassen unter anderem Spanplatten, Rigips, OSB-Platten, Kalksandstein, Beton und Holzplatten. Ein Liter reicht für circa 10 m², mit 10 Litern können Sie daher etwa 100 m² grundieren. Es handelt sich um eine schnelltrocknende, geruchsarme und wetterfeste Grundierung. Da der Wirkstoff lösemittelfrei und geruchsarm ist, empfiehlt er sich besonders für den Wohnbereich.
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Hier erfahren Sie übrigens alles Wissenswerte über die Holzbehandlung mit Tiefengrund.
Sperr- bzw. Isoliergrund
Eine weitere Möglichkeit ist das Auftragen eines Sperr- oder Isoliergrundes. Dabei handelt es sich um einen farbigen (meist weißen) Anstrich, der einerseits das Saugen des Untergrundes verhindert und andererseits das Durchschlagen holzeigener Inhaltsstoffe unterbindet. Für eine Spanplatte ist das aus meiner Sicht auch eine optimale Vorbereitung.
Dieser Sperrgrund von Lignicolor* beispielsweise verhindert effektiv unschönes Durchscheinen alter Farben oder Nikotinbeläge. Es handelt sich um eine wasserbasierte Grundierung, die Frei von Bioziden und Konservierungsmitteln ist. Die Ergiebigkeit pro Auftrag beträgt etwa 9 – 11 m² pro Liter. Geeignet ist sie für Holz, Möbel, Wände und vieles mehr im Innen- und Außenbereich.
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Hier im Bild sehen Sie einen Imprägniergrund (links) und einen Isoliergrund (rechts) unmittelbar nebeneinander auf einer Spanplatte:
Spanplatten grundieren – Anleitung
Für das Grundieren einer Spanplatte brauchen Sie in der Regel folgende Utensilien:
- Die Grundierung*.
- Ein geeignetes Gebinde, aus dem heraus gestrichen wird.
- Einen geeigneten Pinsel oder eine Rolle um Auftragen.
- Gegebenenfalls Malerkrepp, falls etwas zum Abkleben ist.
- Schleifpapier* einer mittelgroben und einer feinen Körnung, falls etwas zu schleifen ist.
1. Schritt: Vorarbeiten
Beim Einbau von Spanplatten haben Sie einige Vorarbeiten zu leisten, bevor Sie diese streichen. Dazu zählt zum Beispiel das Befestigen der Platten an einer Unterkonstruktion, das Verspachteln von Stößen und das Schließen von Anschlussfugen mit Acrylmasse.
Nachdem dieser Beitrag aber lediglich um das Grundieren von Spanplatten handelt, habe ich diese Vorarbeiten (obwohl sie sicher meistens anfallen) einmal ausgeklammert. Hier habe ich allerdings drei Produkte für Sie, mit denen Sie das Spachteln, Befestigen und Silikonieren bewerkstelligen können:
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Als Fugenmasse sollten Sie in keinem Fall Silikon sondern Acryl verwenden. Dieses hat den großen Vorteil, dass es überstreichbar ist. Silikonfugenmassen können Sie nicht überstreichen, daher sind diese vor allem in Sanitärbereichen und dort, wo das Überstreichen keinen Sinn machen würde, erste Wahl.
2. Schritt: Abschleifen
Das Abschleifen der Spanplatte hat den Sinn, die Haftung für nachfolgende Anstriche zu erhöhen und Unebenheiten auszugleichen. Vor allem nach dem Spachteln der Stöße kann es erforderlich sein, ein Zuviel an Spachtelmasse wieder abzuschleifen.
Dabei sollten Sie immer von grob nach fein vorgehen. Wenn Sie neue Spanplatten verbaut haben, reicht es meiner Ansicht nach völlig, erst mit einer 120er Körnung und danach mit einer 180er Körnung zu schleifen. Hier ein Set mit einigen Körnungen*.
Wenn die Vorarbeiten optimal gelöst wurden, kann das auch bedeuten, dass Sie gar nicht schleifen müssen. Das kommt an den allgemeinen optischen Eindruck an und ob es Unebenheiten gibt, die auszugleichen sind.
3. Schritt: Spanplatten grundieren
Bevor Sie zum eigentlichen Anstrich kommen, steht nun der Auftrag einer geeigneten Grundierung* an. Diese Grundierung hat den Sinn den Haftgrund zu erhöhen und die Saugfähigkeit der Spanplatte zu minimieren bzw. auszugleichen. Wenn es das Produkt zulässt, können Sie dieses gegebenenfalls auch verdünnen.
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Tragen Sie mit einem Pinsel (für Ecken und Kanten) sowie mit einer Rolle (große Flächen) die Grundierung gleichmäßig auf. Sie können natürlich auch nur mit einem Pinsel arbeiten, wenn Ihnen das lieber ist. Es sollte für große Flächen dann aber auch ein Flächenstreicher sein.
Wichtig ist auch, dass die Grundierung ausreichend Zeit zum Trocknen hat. Diese Zeit ist meist auf dem Gebinde, in dem das Mittel abgefüllt ist, angegeben. Sie beträgt in der Regel etwa 16 bis 24 Stunden. Streichen Sie nie zu früh über die Grundierung* sondern achten Sie wirklich darauf, dass alles schön trocken ist.
Es spricht in der Regel auch nichts dagegen, dass Sie einen zweiten Grundier-Anstrich ausführen. Wirklich erforderlich ist er aber meist nicht – vor allem dann nicht, wenn der Erstauftrag sauber und ordentlich durchgeführt wurde.
4. Schritt: Anstreichen der Spanplatte
Wenn Sie alle Arbeiten bis hierhin erledigt haben, können Sie die Spanplatte auch schon anstreichen. Dazu empfiehlt es sich mit einer geeigneten Farbe (die auch für die jeweilige Grundierung geeignet ist). Auch hier beginnen Sie am besten wieder mit einem kleinen Pinsel bei den Ecken und Kanten. Streichen Sie aber die großen Flächen mit einer Rolle – so bekommen Sie meist ein optisch besseres Ergebnis, als mit dem Pinsel.
Hier sehen Sie in einem relativ kurzen Video über das Grundieren einer Spanplatte die wichtigsten Schritte vom Anfang bis zum Schluss kompakt zusammen gefasst:
In diesem Video wird zuerst grundiert und erst dann alles Andere erledigt. Das ist natürlich ebenso möglich und macht in vielen Fällen wahrscheinlich auch mehr Sinn. Es gibt aber immer wieder Situationen, wo zuerst andere Vorarbeiten erledigt werden müssen, bevor grundiert wird. Das müssen Sie aus meiner Sicht „situationselastisch“ entscheiden. Es wird auch darauf ankommen, ob und wo die Platten verbaut werden.
Spanplatten grundieren – Fazit und Zusammenfassung
Das Grundieren von Spanplatten ist eine wichtige Sache wenn es darum geht, die Saugfähigkeit zu minimieren und auszugleichen sowie einen guten Haftgrund zu schaffen. An Grundierungen stehen Ihnen einige Optionen zur Verfügung: Neben dem Tiefengrund auch der Haftgrund oder der Sperrgrund. Natürlich ist in aller Regel jede Grundierung* möglich, die auch für Spanplatten geeignet ist.
Vor allem im Innenausbau, wo es später viel auch um die Optik geht, ist es wichtig, dass die spätere Farbe auf den Platten gut und gleichmäßig zur Geltung kommt. Daher ist eine Grundierung aus meiner Sicht hier fast schon unverzichtbar.
Sehen Sie sich hier zum Abschluss einen meiner Ansicht nach geeigneten Tiefengrund an, den Sie unter anderem auch für Spanplatten verwenden können:
- Tiefgrund Innen & Außenbereich lösemittelfrei, wasserverdünnbare Grundierung für den Innen- und Außenbereich in Profiqualität. Dieser Tiefgrund ist auf saugenden, mineralischen Untergründen aufzutragen
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